Als die Freiwillige Feuerwehr Wallenhorst Teil der Gemeindefeuerwehr Wallenhorst wurde

Durch die schrittweise durchgeführte kommunale Gebietsreform in Niedersachsen von 1972 bis 1978 wurden viele Gemeinden aufgelöst und die Verwaltungsstrukturen geändert. Das am 1. Juli 1972 in Kraft getretene Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Osnabrück bestimmte den Zusammenschluss der Gemeinden Hollage, Lechtingen, Rulle und Wallenhorst zur neuen Gemeinde Wallenhorst. Mit Rulle und Wallenhorst waren zwei Gemeinden betroffen, die eine Feuerwehr unterhielten. Somit war auch das Feuerlöschwesen auf Gemeindeebene neu zu organisieren. Um aufzuzeigen, welche Auswirkungen das auf die bis dahin von einem Feuerlöschverband getragene Freiwillige Feuerwehr Wallenhorst hatte, zunächst ein Blick zurück.

Bis zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Wallenhorst im Jahre 1934 war der Feuerschutz im “Kirchspiel Wallenhorst“ durch eine Feuerwehr sichergestellt, die in den vorhandenen alten Aufzeichnungen als Pflichtfeuerwehr bezeichnet wird. In diesem Jahr haben sich dann auch im Zuge der Neuregelung des Feuerlöschwesens die ehemals zum Kirchspiel gehörenden Gemeinden Hollage, Pye und Wallenhorst (außer Lechtingen), als Träger der Freiwilligen Feuerwehr zu einem Feuerlöschverband mit Sitz in Wallenhorst zusammengeschlossen. Diese 3 Gemeinden wollten die ihnen gesetzlich obliegenden Aufgaben des Feuerschutzes gemeinsam erfüllen. Die Gründung und Entwicklung des Feuerlöschverbandes Wallenhorst – Hollage – Pye mit allen Begleiterscheinungen (zunächst fehlerhafte Satzung, unzulässige Geschäftsführung) ist eine eigene Betrachtung wert.

 

Auf eine Begebenheit während dieser Zeit soll aus einem bestimmten Grund kurz eingegangen werden: Zu Unmut bei den Kameraden führte 1965 die Anregung des Feuerlöschverbandes, an den Fahrzeugen die vorhandene Beschriftung „Freiwillige Feuerwehr Wallenhorst“ durch die Beschriftung „Feuerlöschverband Wallenhorst – Hollage – Pye“ zu ändern. Damit sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass – wenn auch der Feuerwehrstandort letztendlich weiter in Wallenhorst bleibt – es sich um eine “Gemeinden überschreitende Einrichtung“ handelt, deren Kosten eben auch von weiteren selbständigen Gemeinden mitgetragen werden. Es wurde während der Jahreshauptversammlung von den Kameraden aber einstimmig beschlossen, die vorhandene Beschriftung zu belassen. Sollte es vom Feuerlöschverband ausdrücklich gewünscht werden, könnte an den Chassis der Fahrzeuge evtl. ein Siegel des Feuerlöschverbandes angebracht werden. Dieses ist dann aber nicht geschehen, es blieb bei der vorhandenen Beschriftung.

Mit der Gebietsreform im Jahre 1972 wurde der Feuerlöschverband per Gesetz aufgelöst. Die Verantwortung für den Brandschutz ging auf die neu gebildete “Großgemeinde“ Wallenhorst, der aus dem Feuerlöschverband nur noch die ehemaligen Gemeinden Wallenhorst und Hollage angehörten, über.

Auf der Grundlage des o. g. Gesetzes und des Nds. Brandschutzgesetzes war daher das Feuerlöschwesen in der Gemeinde durch die Zusammenführung der beiden Wehren aus Rulle und Wallenhorst neu zu organisieren. Das erste Vorgespräch fand am 17. November 1972 durch die Kommandos der Wehren aus Wallenhorst und Rulle und einem Vertreter der Gemeinde Wallenhorst in Rulle statt. Begleitet wurde dieses Gespräch durch den Kameraden Hans Licher aus Georgsmarienhütte, er war dort bereits als Gemeindebrandmeister tätig. Somit konnte er aus seinen im Amt gemachten Erfahrungen berichten und die eine oder andere Anregung zur Organisation und zum weiteren Ablauf geben. Bei dieser Versammlung wurde dann u. a. der Vorschlag gemacht, den (Verbands)Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Wallenhorst als Gemeindebrandmeister und den Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Rulle zum Stellvertreter zu wählen.

Von den Mitgliedern der Wehren aus Rulle und Wallenhorst wurden dann am 2. Dezember 1972 Joseph Hörnschemeyer zum neuen Gemeindebrandmeister und Heinrich Klenke zum Stellvertreter gewählt. Nach den Bestimmungen des Nds. Brandschutzgesetzes wurden die Wehren aus Rulle und Wallenhorst nunmehr zu Ortsfeuerwehren und als Einrichtung des Feuerschutzes auf Gemeindeebene zur „Freiwilligen Feuerwehr Wallenhorst“. Gleichwohl bleibt es für beide Wehren bei den Bezeichnungen Freiwillige Feuerwehr Rulle bzw. Freiwillige Feuerwehr Wallenhorst.

Da der Gemeindebrandmeister, im Gegensatz zu seinem Stellvertreter, nicht gleichzeitig auch Ortsbrandmeister sein konnte, musste für die Freiw. Feuerwehr Wallenhorst ein neuer Ortsbrandmeister gewählt werden. Auf einer am 18.12.1972 stattgefundenen außerordentlichem Versammlung wurde Heinrich Wahmhoff zum neuen Brandmeister der Ortsfeuerwehr Wallenhorst gewählt.

Von der Gemeindeverwaltung begleitete der leider viel zu früh verstorbene Klaus Beling die Neuorganisation. Er hatte für die Belange der Feuerwehr stets ein offenes Ohr und war jederzeit für die Feuerwehr erreichbar. Wenn es seine Zeit erlaubte, ließ er es sich auch nicht nehmen, Feuerwehreinsätze bei Tag und Nacht vor Ort zu begleiten. So machte er sich mit den Strukturen der Feuerwehren vertraut und gewann gleichzeitig Erkenntnisse für seine auf die Feuerwehr bezogene Tätigkeit, die er entsprechend zum Wohle der Feuerwehr umsetzte. Seine freundliche und kameradschaftliche Art führte zu der ihm gebührenden Akzeptanz in den Reihen der Feuerwehr.

Diese Akzeptanz und sein Verständnis für die Belange der Feuerwehr spielten eine wesentliche Rolle im Anfang der Zusammenführung der Wehren Rulle und Wallenhorst. In vielen Situationen war er als Mittler unverzichtbar. Für beide Ortswehren war es eine neue und ungewohnte Situation. Bisher konnte z. B. auch jede Wehr für sich allein nach Belieben über den vorhandenen Etat verfügen. Nunmehr waren bei der Etatverteilung die Interessen beider Wehren mit einem durchaus unterschiedlichen Einsatzspektrum und -umfang zu berücksichtigen. Es soll nicht verschwiegen werden, dass es in der Anfangszeit durchaus harte und emotionale Diskussionen über die Notwendigkeit von Anschaffungen für die eine oder andere Feuerwehr und der Verteilung der Mittel gab. Aber es stand auch die bange Frage im Raum, ob ein Fortbestehen beider Wehren überhaupt möglich, von der Politik evtl. eine Zusammenlegung oder gar die Auflösung einer Wehr beabsichtigt war. Dieses kam auch zum Ausdruck, als die Neue Osnabrücker Zeitung über die erste gemeinsame Mitgliederversammlung nach der Zusammenführung unter der Überschrift “Ruller Wehr bleibt bestehen“ berichtete. Dort hieß es u. a.: “Der Gemeindedirektor ging dann auf einige Punkte des Jahresberichtes ein. … Gerüchte, wonach die Ortswehr Rulle aufgelöst werden soll, wies der Gemeindedirektor zurück.“

Letztendlich einte aber im Laufe der Zeit die für beide Wehren geltende Verpflichtung, zum Wohle der Bürger da zu sein. Gemeinsame Lehrgänge und Übungen wurden durchgeführt. Die 1978 neu gegründete Jugendfeuerwehr in Wallenhorst schloss sich mit der bereits vorhandenen Jugendfeuerwehr in Rulle zur Gemeindejugendfeuerwehr zusammen. Statt eines Kameradschaftsfestes in jeder Wehr erfolgte eine gemeinsame Veranstaltung. Lt. Satzung ist eine Mitgliederversammlung jeweils zwar nur auf Ebene der Ortswehren durchzuführen, aber auch hier gibt es zusätzlich eine gemeinsame Versammlung auf Gemeindeebene. Unabhängig von der jeweiligen Eigenständigkeit werden, soweit notwendig und möglich, alle feuerwehrtechnischen Aufgaben heute gemeinsam abgestimmt, geplant und durchgeführt. Alle Belange der Gemeindefeuerwehr und der Ortsfeuerwehren werden heute durch das Nds. Brandschutzgesetz und den dazugehörigen Satzungen der Gemeinde Wallenhorst geregelt.

Die Situation der Freiwilligen (Orts)Feuerwehr Wallenhorst hat sich, u. a. bedingt durch ein großes Gewerbegebiet im Einsatzbereich und durch den zunehmenden Verkehr auf der BAB 1 und B 68, in den vergangenen 50 Jahren durchaus verändert. So sind die Einsatzzahlen stetig gestiegen und liegen heute nahezu regelmäßig im 3stelligen Bereich pro Jahr. Die Zahl der aktiven Mitglieder hat sich von 34 auf derzeit 69 mehr als verdoppelt. Als Schwerpunktfeuerwehr hat sich auch die Zahl der Einsatzfahrzeuge fast verdoppelt, neben Tanklösch- und Löschgruppenfahrzeugen gehören heute u. a. auch ein Rüstwagen und eine Drehleiter zur Ausstattung. Der damalige Standort des Feuerwehrhauses gegenüber der Hofstelle Duling wurde aufgegeben, im Jahre 2009 wurde ein neues, modernes und großzügiges Feuerwehrhaus am Standort “Eckergarten“ bezogen. Eines jedoch hat sich nicht geändert: Die Beschriftung an den Einsatzfahrzeugen lautet auch heute noch “Freiwillige Feuerwehr Wallenhorst“.

 

Die Gemeindefeuerwehr leitet heute Timo Wischmeier-Raffelt, Stellvertreter ist Ansgar Osterbrink. Die Leitung der Ortsfeuerwehr Wallenhorst haben inzwischen Ortsbrandmeister Dieter Bockgrawe und sein Stellvertreter Frank Broermann inne.

Heinrich Dorenkamp